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Eintauchen in eine andere Welt …

Wer hätte gedacht, das es Anfang Juni nützlich sein kann, noch ein paar Flaschen Glühwein aus der letzten Wintersaison übrig zu haben. Das Wetter ist im Moment ja alles andere als sommerlich und mir persönlich schlägt dieses graue, trübe, regnerisch kalte Wetter aufs Gemüt. Es ist Donnerstag und heute steht ein Highlight auf dem Tagesprogramm. Ein Vortrag von Daisy Gilardini über die Polar Wunder. Ursprünglich kommt sie aus dem Tessin, lebt aber seit vielen Jahren in Vancouver, Kanada. Was für mich (Süd)-Afrika ist, ist für Sie die Antarktis und Arktis. Sie war sogar schon am Nordpol. Passend zum Thema des Vortrages und des hiesigen Wetters, gönnten wir uns vor unserem Abenteuer noch ein herzhaftes Essen – bestehend aus einer dunklen Scheibe Brot mit Butter, zwei Scheiben gebratenem Rollschinken (Kassler) und zwei Spiegeleiern. Für den Weg hatten wir uns jeder einen Emsa-Becher voll mit Kirschglühwein gefüllt. Das perfekte Getränk wenn man im Zug nach Zürich sitzt und der kalte zugige Wind der Klimaanlage einen gefühlt schon in die Antarktis versetzt. Der Vortrag von Daisy war toll. Man spürt regelrecht wie sehr sie für die Region und die Tiere dort lebt. Sie sprach davon, wie alles anfing, und das man seiner Leidenschaft folgen sollte – egal wo sie einen hinführt und darüber das wenn man das tut, was man wirklich liebt auch Erfolg damit haben wird. Daisy war zum Beispiel gelernte Buchhalterin. Ihre Leidenschaft galt aber schon immer den Bären und Robben und so wundert es einen nicht, dass sie den Taschenrechner irgendwann gegen eine Kamera eintauschte und nach 7 Jahren Vorbereitung endlich einen Weg fand um diese Tiere in freier Wildbahn zu sehen. Bei diesem Teil ihrer Geschichte, merkte ich wie ich mit mir innerlich kämpfte, denn auch mein Herz schlägt für „Wildlife“. In meinem Fall sind es die Tiere und die unglaubliche Landschaft Afrikas. Obwohl ich irgendwann auch gern einmal Pinguine, Bären und Wale aller Art in freier Wildbahn sehen möchte. Als ich ihr so zuhörte und fasziniert ihre Bilder bestaunte, spürte ich es wieder deutlich in mir – das Heimweh nach Afrika. Ich kann so gut verstehen, warum es sie immer wieder an diese Orte zieht. Denn jedesmal entdeckt man etwas Neues und erlebt ein neues Abenteuer. Jedes Mal – und das Gefühl was man in diesem Augenblick empfindet ist unbeschreiblich. Wunderschön. Unvergesslich.

Beim anschliessenden Apéro konnte man sich mit einem Glas Wein und Flammkuchen in der Hand noch etwas mit ihr unterhalten. Ihren Mann hat sie auf einem Schiff kennengelernt. Auch er teilt ihre Leidenschaft für die sehr kalte Region der Erde – eine gute Voraussetzung für eine glückliche Ehe, vor allem wenn man 8-9 Monate im Jahr unterwegs ist. Zum Abschluss gab es noch einen Martini als Absacker in der nahe gelegenen Bar und ab ging es wieder nach Hause. Glücklich, inspiriert aber auch ein wenig wehmütig.

Selbstreflektion – Das Gute am älter werden

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Mara war das tollste Giraffenbaby was ich kenne. Mit ihr habe ich viele wunderschöne Momente in meinem Leben erlebt. Aber ich verbinde mit ihr auch unendlich viel Traurigkeit und Herzschmerz, weil sie viel zu früh über die Regenbogenbrücke gegangen ist. Sie ist für mich der Inbegriff dafür, dass man jeden Augenblick in seinem Leben geniessen soll, denn man weiss nie was morgen sein wird. Und so verhält es sich auch mit den Menschen, die man liebt. Man sollte jeden Augenblick geniessen, egal wie kurz oder „unperfekt“ er auch sein mag. Denn das Einzige was zählt ist dieser Augenblick und das was man dabei fühlt. 

Das Gute daran wenn man älter wird, ist die Tatsache das man besser darin ist sich selbst zu reflektieren. Verstärkt wird das Ganze noch, wenn man mal am Boden liegt und durch ein tiefes Tal der Tränen geht. Mein Tal der Tränen war letztes Jahr sehr tief und sehr lang. Aber so schmerzhaft wie das auch ist, es hat auch etwas Gutes an sich. Denn wenn man mitten in der tiefsten Dunkelheit steht, leuchtet selbst das kleinste Licht wie ein heller Stern. Und wenn man an diesem Punkt angelangt ist und dann den Mut und die Kraft hat, sich selber auf den Prüfstand zu stellen und sich zu reflektieren, ergeben sich daraus unglaubliche Möglichkeiten und man hat die einmalige Chance zu reifen. Ich würde heute so manches anders machen, wenn ich die Zeit noch einmal zurück drehen könnte. Ich würde heute anders handeln als noch vor zwei Jahren oder vor Fünf. Ja selbst mein Verhalten von vor ein paar Monaten würde ich heute besonnener gestalten. Rückblickend betrachtet, habe ich in so mancher Situation „falsch“ reagiert. Beruflich wie privat. Wobei ich die privaten Situationen dabei am meisten bereue. Denn es sind Herzensangelegenheiten. Wenn ich damals das Wissen und die Reife von heute hätte, hätte ich in so mancher Situation anders, verständnisvoller, dankbarer reagiert.  Heute bin ich wieder in der Lage mich mehr auf das Positive im Leben zu konzentrieren und mich darüber zu freuen, anstatt das Negative zu beklagen und so manchen schönen Augenblick damit zu zerstören. Manchmal möchte man etwas so sehr in seinem Leben, dass man dabei gar nicht bemerkt wie man die kleinen und schönen Momente in der Gegenwart dabei zerstört, weil man viel zu sehr auf die Zukunft fixiert ist, die man sich so sehr wünscht. Die Vergangenheit kann ich nicht mehr ändern. Dafür versuche ich jetzt wieder im Hier und Jetzt zu leben, mit der Leichtigkeit und Fröhlichkeit von einst, bevor ich angefangen habe mich mehr auf die Zukunft statt auf die Gegenwart zu konzentrieren. Heute bin ich wieder der Mittelpunkt meines eigenen Lebens. Oder wie es im dem Film „Liebe braucht keine Ferien“ heisst, man sollte in seinem eigenen Leben die Hauptrolle spielen. Und das stimmt. Das sollte man. Heute bin ich auch der Überzeugung, das auch wenn man eine gemeinsame Vergangenheit hat, man bei Null anfangen kann. Mehr sogar, dass man bei Null wieder anfangen muss um eine reelle Chance zu haben. Denn die Vergangenheit ist geschehen. Aber die Gegenwart gestaltet die Zukunft und das kann man sehr wohl beeinflussen. Noch bis vor einem Jahr hätte ich gesagt, das das nicht geht. Man kann nicht bei Null anfangen. Denn das Geschehene ist geschehen und es hat positive wie negative Narben hinterlassen. Aber heute weiss ich, dass alles im Leben einen Sinn hat und nicht ohne Grund geschieht. Und vielleicht brauchte man genau diese Vergangenheit, um heute zu der Erkenntnis zu kommen. Egal wie schmerzlich der Weg dahin war. Nichtsdestotrotz ändert das nichts an der Tatsache, dass ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben über alles vermisse. Und das jeder Tag ohne ihn ein verlorener Tag ist. Aber das Leben geht weiter. Die Sonne geht am nächsten Tag wieder auf, egal wie dunkel und tränenreich die Nacht davor war. Das Einzige was einem bleibt ist die Hoffnung und der Glaube daran, dass die Vergangenheit irgendwann keine Schatten mehr wirft und man leichten Herzens neue Wege gehen kann.

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Wo Licht ist, ist auch Schatten

Sie kommt so unerwartet wie brachial – die Traurigkeit. Immer dann, wenn ich denke ich habe mich gefangen, es geht mir „gut“, und ich eingetaucht bin in die Welt der positiven Gedanken und daraus sogar Kraft schöpfen kann, taucht sie auf. Übermächtig und ohne Gnade zieht sie mir den Boden unter den Füssen weg und ich falle. Ich falle und es ist kein Ende in Sicht. Ich weiss, ohne Nacht kein Tag, ohne Schatten kein Licht. Aber diese Art der Dunkelheit kostet mich jedesmal so unendlich viel Kraft, das ich Mühe habe das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, oder es überhaupt erstmal zu suchen. Vor 431 Tagen haben ich den Menschen verloren, den ich am meisten geliebt habe – noch immer liebe. Aber auch wenn es endlich wieder mehr gute Tage gibt, in denen ich Spass habe, viel Lache und wieder zu mir zurück finde, so ist die Traurigkeit darüber meine zweite Hälfte – meinen besten Freund, meinen Freund und Partner, meinen Geliebter, meinen Seelenverwandten, meine grosse Liebe, mein Gegenstück – verloren zu haben, mein ständiger Begleiter.  Meist versteckt sich die Traurigkeit tief in meinem Herzen und schleicht sich nur auf leisen Sohlen raus, wenn ich alleine zuhause bin, oder abends im Bett liege. Und dann kullern die Tränen langsam über mein Gesicht und mein Herz tut weh. Und dann gibt es Tage wie die letzten Tage, da gleicht sie eher einer Walze und macht mich platt. Dann lässt sie keinen Zweifel daran, dass sie noch zu 100% präsent ist und ich frage mich, ob die Zeit wirklich die Wunden heilt. Oder ob man einfach mit der Zeit lernt mit den Wunden zu leben, zu überleben. Denn der Verlust eines geliebten Menschen tut immer weh, egal wie viel Zeit vergeht. Man kann nur versuchen mit jedem neuen Tag der anbricht, mehr Licht und Freude in sein Leben zu lassen. Ein wichtiger Schritt dabei ist, das man sich wieder daran erinnert, wer man eigentlich davor war. Das ist teilweise gar nicht so leicht. Ich habe mich irgendwann verloren und bin seit ein paar Monaten dabei meine verstreuten Puzzleteile zu suchen und und Stück für Stück aufzulesen. Tiere zu zeichnen ist eins meiner Heilmittel. Ich liebe Tiere sehr. Ich würde sogar sagen, das mir Tiere näher stehen als Menschen, wenn man von denen absieht, die ich liebe. Im Moment versuche ich die Oberhand meiner Gefühle zu gewinnen und die Traurigkeit in die Knie zu zwingen. Ich ertrage diesen intensiven Herzschmerz einfach nicht mehr. Früher ging es mir jedesmal schon total an die Nieren, wenn ich mich mit ihm nur schon gestritten habe. Ihn heute gar nicht mehr in meinem Leben zu haben ist kein Vergleich zu diesem Gefühl. Es ist unerträglich. Der Nachteil wenn man ein so emotionaler Mensch ist wie ich, ist die Tatsache das alle Gefühle sehr intensiv sind. Sowohl die Positiven, wenn man quasi auf Wolke 7 schwebt, aber eben auch die Negativen, wenn man den Boden unter den Füssen verliert und das Herz so weh tut, das ich mich frage, wie oft wohl ein Mensch ein gebrochenes Herz verkraftet bis das Herz endgültig bricht. Ich werde jetzt tief durchatmen, ein Räucherstäbchen anzünden, mir eine schöne Playlist suchen und einen leckeren Tee kochen. Vielleicht werde ich auch noch etwas am meinem Leoparden zeichnen, bevor ich in den Tag starte. Das einzig tröstlicher an der jetzigen Situation ist, das nach jedem Gewitter die Sonne wieder scheint und wenn man Glück hat, sieht man sogar einen Regenbogen.