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Wo Licht ist, ist auch Schatten

Sie kommt so unerwartet wie brachial – die Traurigkeit. Immer dann, wenn ich denke ich habe mich gefangen, es geht mir „gut“, und ich eingetaucht bin in die Welt der positiven Gedanken und daraus sogar Kraft schöpfen kann, taucht sie auf. Übermächtig und ohne Gnade zieht sie mir den Boden unter den Füssen weg und ich falle. Ich falle und es ist kein Ende in Sicht. Ich weiss, ohne Nacht kein Tag, ohne Schatten kein Licht. Aber diese Art der Dunkelheit kostet mich jedesmal so unendlich viel Kraft, das ich Mühe habe das Licht am Ende des Tunnels zu sehen, oder es überhaupt erstmal zu suchen. Vor 431 Tagen haben ich den Menschen verloren, den ich am meisten geliebt habe – noch immer liebe. Aber auch wenn es endlich wieder mehr gute Tage gibt, in denen ich Spass habe, viel Lache und wieder zu mir zurück finde, so ist die Traurigkeit darüber meine zweite Hälfte – meinen besten Freund, meinen Freund und Partner, meinen Geliebter, meinen Seelenverwandten, meine grosse Liebe, mein Gegenstück – verloren zu haben, mein ständiger Begleiter.  Meist versteckt sich die Traurigkeit tief in meinem Herzen und schleicht sich nur auf leisen Sohlen raus, wenn ich alleine zuhause bin, oder abends im Bett liege. Und dann kullern die Tränen langsam über mein Gesicht und mein Herz tut weh. Und dann gibt es Tage wie die letzten Tage, da gleicht sie eher einer Walze und macht mich platt. Dann lässt sie keinen Zweifel daran, dass sie noch zu 100% präsent ist und ich frage mich, ob die Zeit wirklich die Wunden heilt. Oder ob man einfach mit der Zeit lernt mit den Wunden zu leben, zu überleben. Denn der Verlust eines geliebten Menschen tut immer weh, egal wie viel Zeit vergeht. Man kann nur versuchen mit jedem neuen Tag der anbricht, mehr Licht und Freude in sein Leben zu lassen. Ein wichtiger Schritt dabei ist, das man sich wieder daran erinnert, wer man eigentlich davor war. Das ist teilweise gar nicht so leicht. Ich habe mich irgendwann verloren und bin seit ein paar Monaten dabei meine verstreuten Puzzleteile zu suchen und und Stück für Stück aufzulesen. Tiere zu zeichnen ist eins meiner Heilmittel. Ich liebe Tiere sehr. Ich würde sogar sagen, das mir Tiere näher stehen als Menschen, wenn man von denen absieht, die ich liebe. Im Moment versuche ich die Oberhand meiner Gefühle zu gewinnen und die Traurigkeit in die Knie zu zwingen. Ich ertrage diesen intensiven Herzschmerz einfach nicht mehr. Früher ging es mir jedesmal schon total an die Nieren, wenn ich mich mit ihm nur schon gestritten habe. Ihn heute gar nicht mehr in meinem Leben zu haben ist kein Vergleich zu diesem Gefühl. Es ist unerträglich. Der Nachteil wenn man ein so emotionaler Mensch ist wie ich, ist die Tatsache das alle Gefühle sehr intensiv sind. Sowohl die Positiven, wenn man quasi auf Wolke 7 schwebt, aber eben auch die Negativen, wenn man den Boden unter den Füssen verliert und das Herz so weh tut, das ich mich frage, wie oft wohl ein Mensch ein gebrochenes Herz verkraftet bis das Herz endgültig bricht. Ich werde jetzt tief durchatmen, ein Räucherstäbchen anzünden, mir eine schöne Playlist suchen und einen leckeren Tee kochen. Vielleicht werde ich auch noch etwas am meinem Leoparden zeichnen, bevor ich in den Tag starte. Das einzig tröstlicher an der jetzigen Situation ist, das nach jedem Gewitter die Sonne wieder scheint und wenn man Glück hat, sieht man sogar einen Regenbogen.