Statusmitteilung

Leben im Paralleluniversum

Schräger könnte der Anblick von mir und der Dame rechts neben mir in Aarau nicht sein. Da ich in Zügen grundsätzlich friere, weil mich die kalte Klimaanlage jedes Mal fast killt, bin ich immer sehr kuschelig angezogen. Das ist im übrigen auch der Grund warum ich lieber Auto fahre. Sitzheizung und eine angenehme Wärme und kein Gebläse das einen killt, hat definitiv seine Vorteile. Zug fahren hingegen hat den Vorteil, das es oft sehr günstige Sparangebote gibt, man braucht keinen Parkplatz und man kann die Zeit sinnvoller nutzen. Lesen, stricken oder um zum Beispiel wieder mal einen Blogeintrag zu schreiben. Aber zurück zu dem skurilen Anblick in Aarau am Gleis 3. 

Mein Outfit: halbhohe Lederstiefeletten, Kniestrümpfe, eine Jeans, ein langes Skiunterhemd, einen Rollkragenpullover aus Baumwolle (deshalb auch das Skiunterhemd darunter. Baumwolle wärmt ja nicht wirklich und mich sowieso nicht), dazu eine Lederjacke und einen kuschligen selbstgestrickten Schal. 

Ihr Outfit: Sandalen, nackte Beine, ein sommerliches Kleid, eine Strickjacke (offen). Und das bei einer Aussentemperatur von 11° C – die sich wie 8°C anfühlen!!!!

Wie gesagt, unterschiedlicher könnten wir nicht sein. Aber ich wusste es schon immer. Ich bin einfach anders als der Rest der Welt. 😉

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Heute ist dein wichtigster Tag

Mein Abreisskalender hat mir heute gesagt, das heute mein wichtigster Tag ist. Alles was man heute nicht erlebt und fühlt ist unwiederbringlich verloren. Wobei natürlich morgen auch ein Tag ist. Naja, ich bin auf jeden Fall mit guter Laune gestartet, wobei ich beinahe vergessen habe, das ich heute wieder Kadertraining in Bern habe. Aufgewacht um 7.30 Uhr, danach ein kurzer Schockmoment, kurz gegoogelt wann mein Zug geht, mit der Erkenntnis, das ich noch genau 40 Minuten Zeit habe mich fertig zu machen, mir ein Ticket auszudrucken und etwas zu Frühstücken. Für Sport war allerdings keine Zeit mehr. Wobei – das zum Bahnhof radeln war definitiv Sport, denn ich habe jeden einzelnen Muskel gespürt …. Ich hab gestern etwas übertrieben, da ich vor lauter Glückseeligkeit gleich einmal 100 Siteups und eine paar extra Beinübungen eingelegt habe. Warum? Ganz einfach, weil ich erstmals seit 2007 wieder weniger als 70 kg wiege und das bei einer Körpergrösse von 1,83 m. Aber zurück zu heute. Ich war gut gelaunt und bin die letzten Meter sogar noch zum Zug gerannt. Meine zweite Sporteinheit an diesem sonnigen Tag. Und ich habe im Zug doch tatsächlich das U2 Album angehört, was einem iTunes vor einiger Zeit geschenkt hat. Jetzt muss ich dazu sagen, das ich überhaupt kein U2 Fan bin – aber ich muss gestehen, das Album ist echt gut. So sah’s ich im Zug auf dem Weg nach Bern, hab die Sonne genossen und mich am Leben erfreut. Denn heute ist ja mein wichtigster Tag. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Stadtbus bin ich gemütlich und mit einem Lächeln auf dem Gesicht zum Kadertraining gelaufen und habe unterwegs dieses niedliche kleine Café entdeckt. Bis dato dachte ich, dass das ein kleiner Krimskramsladen ist. Aber heute standen das erste Mal Tische und Stühle mit Schafsfellen draussen und da ich noch 30 Minuten Zeit hatte, habe ich beschlossen mir zu Feier des Tages einen Latte Macchiato  Vanille zu gönnen. Und so habe ich einen tollen Kaffee getrunken, U2 gehört und hab mir währenddessen die Sonne ins Gesicht scheinen lassen. Das Kadertraining war wie immer super und auf dem Rückweg kam ich einem niedlichen kleinen Blumenladen vorbei, der sich in einem kleinen  Gewächshaus befand. Er bin ich dran vorbei gelaufen. Hab inne gehalten und bin wieder zurück um mir 2 Stängel Freesien, ein Stängel lila Schleierkraut und ein Stängel weissen Flieder zu kaufen. An der Kasse wäre ich fast vom Stuhl gefallen, wenn ich denn auf einem gesessen wäre. Ich habe für das bisschen Blümchen – was ja noch nicht mal ein richtiger Strauss ist, sondern nur eine Ansammlung von Blumen die ich mag – sage und schreibe 21 CHF bezahlt. Ich schreibe das gern noch einmal aus EINUNDZWANZIG  Franken! Wäre ich nicht so glücklich und so gut drauf gewesen, hätte ich der Verkäuferin – die nicht mal alle Blumen in dem Geschäft mit Namen kennt – den „Strauss“ um die Ohren gehauen. Allein der Flieder kam 9,50 CHF. Diese Preise bei einem Geschäft, wo so unqualifiziertes Personal arbeitet – das ist eigentlich kaum zu glauben und ist trotzdem wahr. Wie dem auch sei, meine Stimmung war zu gut, um mich davon runterziehen zu lassen. Denn heute ist ja mein wichtigster Tag und ich habe beschlossen, das meine Freude sich durch nichts trüben lässt. Denn glücklich zu sein ist definitiv ein unglaublich schönes Gefühl. Zumal ich heute noch leichter als gestern bin und das bei gleichzeitigem Zuwachs meiner Muskelmasse. Es scheint wirklich so, das seelischer Kummer sich in physischem Gewicht – also in Kilogramm – wiegen lässt. Und da ich gerade sehr glücklich bin, purzeln die Pfunde und das obwohl ich mir gestern einen halben Liter leckeren Primitivo mit einer Freundin gegönnt habe und vorgestern sogar einen grossen Becher Zuckerwatte verspeist habe. Womit bewiesen wäre, das Zuckerwatte nicht dick macht. Unglücklich sein macht dick. Was für eine tolle Erkenntnis. Ich bin schlichtweg begeistert und freue mich schon auf morgen.

 

PS.: die Blumenvase habe ich übrigens im Schwarzwald vor ein paar Jahren in einer Glasbläserei selber designt und geblasen. Cool, gell? Ich weiss. 🙂